Wertsteigerung Streuobstwiese durch Trüffelbäume
Die traditionelle, arbeitsintensive Anbauform von Streuobstwiesen ist für unsere Landwirte unter rein ökonomischen Aspekten schon lange nicht mehr lohnenswert. Aufgrund der Intensivierung moderner Landwirtschaft, einer Trendwende hin zum monokulturellen Plantagenanbau, dem günstigeren Importobst aus dem Ausland und der damit einhergehenden mangelnden Rentabilität von Streuobstwiesen ist der Bestand seit 1951 um etwa 75% zurückgegangen. Streuostwiesen stehen heute auf der Roten Liste der am stärksten gefährdeten Biotop-Typen in Europa. Neben der großen sozialen und landschaftsprägenden Bedeutung bieten sie insbesondere mit ihrem speziellen Lebensraum einen sog. Trittstein für zahlreiche gefährdete Tierarten. Zudem sind die alten Obstsorten ein wichtiges Kulturerbe, das es zu erhalten gilt.
Überwiegend ernten Grundstückseigentümer das Obst nur noch im kleinen Rahmen für den Eigenbedarf. Schon lange hat man erkannt, dass Streuobst ohne wirtschaftliche Nutzung keine Zukunft hat. Zahlreiche Streuobst-Initiativen basteln seit Jahren an Plänen, wie sie die Bewirtschaftung, Verwertung und Vermarktung von Streuobst wieder attraktiv machen können. Bisher zeichnen sich nur bescheidene Erfolge ab. Für die Erhaltung der Streuobstwiesen sind wir nach wie vor auf finanzielle Hilfe angewiesen: Naturschutz-Organisationen, Fördermittel des Landes sowie private Spenden und helfende Hände aus den umliegenden Dorfgemeinschaften und umweltpädagogischen Veranstaltungen machen die Pflege und Neuanpflanzung von Obstbäumen möglich.
Die Trüffelbaumschule bietet ein Konzept, von dem sowohl jeder Besitzer einer Streuobstwiese als auch der Naturschutz profitieren kann! Trüffelbäume können problemlos zwischen die alten Obstbäume gepflanzt werden. Klar ist eine ausgewachsene Eiche ein mächtiger Baum und kann die Obstbäume überschatten, aber vielleicht findet sich irgendwo am Saum des Grundstückes ein geeignetes Plätzchen. Rotbuche, Hainbuche und Haselnuss hingegen können auch als Busch geschnitten werden oder die gesamte Streuobstwiese in Form einer Trüffelhecke umsäumen.
Der Trüffelanbau bietet in vielerlei Hinsicht eine gute Ergänzung zum Streuobstanbau. Trüffelbäume kommen wie die alten Obstsorten im traditionellen Streuobstanbau ganz ohne Pflanzenschutzmittel aus und sind durch die Symbiose mit dem Trüffelpilz gegenüber Krankheiten und Schaderregern sehr robust. Zahlreiche Tierarten, die vor der Chemiekeule auf den Feldern fliehen, finden auch hier Unterschlupf. Darüber hinaus ist der Boden auf Streuobstwiesen für die Entwicklung der Trüffel bestens geeignet. Der Trüffelpilz kann sich gut ausbreiten und heranwachsen, da Obstbäume eine andere Pilzflora besitzen und deshalb keine Konkurrenz gegenüber dem Trüffelpilz darstellen. Letztendlich ist der Verkauf des kostbaren Trüffelpilzes ein sehr lukrativer Nebenverdienst und kann Streuobstwiesen als zweites wirtschaftliches Standbein wieder attraktiv machen.
Kulturlandschaftsprogramme, der Naturschutz und die Agrarpolitik könnten in Kooperation mit den Landwirten diesen erfolgversprechenden Aufwertungsansatz propagieren, mit dem Ziel dass Streuobstwiesen langfristig gesehen nicht mehr „am Tropf des Naturschutzes und des Landes“ hängen.